31 Juli 2012

Lieber mit 90er Schnitt auf'n Acker als langsam rumkommen

Tja, die überschrift verrät es. Wir sind einmal wieder außengelandet.
Zum Wetter: Eine Front nähert sich von Westen. Berechnet erreicht sie unser Flugeinsatzgebiet am späten Nachmittag. Unsere AAT führt zuerst in die Nähe von Wittenberg, um dann den nächsten Wendepunkt im Nordosten folgen zu lassen. Windrichtung Südwest. 25km/h.

Schon vor dem Abflug bemerken wir abschirmende Bewölkung im Südwesten. Unser Plan, nördlich der Elbe zu fliegen, wird - wie für alle anderen auch - zur einzigen Streckenmöglichkeit. Die erste Wolke nach dem Abflug enttäuscht uns. Die Zweite auch - und schon sehen wir das Pulk in einem großen Höhenband vor uns kreisen. Sollte es wieder ein guter erster Schenkel werden?

Die labil-pulsierende Luft bringt uns wieder an die Basis und weiter Richtung ersten Zylinder mit Radius 30 Kilometer. Als wir - höhenmäßig leider getrennt - die Wende nehmen, ist im Westen nichts als Grütze und fehlende Einstrahlung. Erste Wende ausfliegen? Nicht möglich. Also die zweite? Wir werden sehen. Auf Schenkel zwei sind wir gut unterwegs, denn Wolkenstraßen ermöglichen uns fast einen 100er-Schnitt. 1600 Meter Basis. Kaltefüßewetter. Unser Fehler passiert jetzt: wir fliegen die zweite Tonne viel zu weit aus, wenden und finden uns nach 30 Kilometern in Richtung Heimat in abschirmender Bewölkung wieder. Die Thermik versiegt schlagartig, der Gegenwind nicht: Die Front war schneller als wir dachten. Die Front war schneller, als viele es dachten. Hilft nichts.

Wir spulen den Flug vor unserem geistigen Auge ab, als Boote den Biergarten umfahren, in dem wir sitzen, und stellen fest: Der Apfelstrudel ist für seinen Preis viel zu klein, das Radler liegt hingegen im Rahmen. Wassersportler und Freizeitkapitäne schwirren umher. Wir sehen zum ersten Mal nach einer unserer zahlreichen Außenlandungen junge Menschen und sind verdutzt: Es ist ein Ferienort. Das Naturparadies für Berliner, mit viel Wasser, Wald und ein paar Hügeln - aber ohne Thermik, wenn es drauf ankommt.

Rückhole kann Spaß machen. Muss aber nicht.

Als wir zurück zum Feld kommen, wartet dort schon jemand und bereitet uns einen humoristischen Ausklang des Tages.

Fremder Mann: Gehört Ihr dazu?
Team IJK-BP-BD: Ja wir sind die Piloten.
Fremder Mann: Sie können doch die Flugzeuge da nicht so unfachmännisch stehen lassen. Da sind ja noch Fallschirme und Wertsachen drin. Ich bin selber Segelflieger und habe bis zur C geschult. Da sind ja nicht mal die Klappen draußen und die Flächen sind auch nicht gesichert. Hört mal: wir haben Gewitterluft. Ich habe jetzt die Polizei gerufen, weil die Flugzeuge da unbeaufsichtigt standen.
Team IJK-BP-BD: Naja, wir kennen eigentlich nur Segelflieger, die auch etwas essen und trinken nach der Landung und deshalb das Flugzeug verlassen. Außerdem sind wir in toter Luft gelandet. Und wirklich starker Wind ist jetzt auch nicht grade.

Dann verließen wir den verwirrten Menschen und gingen auf unsere Wiese, die friedlich, mit drei Flugzeugen ausstaffiert, unter dem wieder leicht aufreißenden, ansonsten aber bedeckten und viel zu friedlichen Wolkenhimmel lag, bauten Batterien aus, zogen Tape von der Fläche und warfen einen Blick auf die Fahrradmeute am Rand unseres neugegründeten Flugplatzes, als drei Autos mit Segelflugzeuganhängern die Wege zu uns einschlugen.