07 Dezember 2012

Nikolaustag

Schnee fällt in der Nacht
und er bleibt liegen
ich seh es im Mondschein
und liege noch

das Fensterbrett kristallen überzogen
Schnee im Morgensonnenschimmer
unter null
von eisig hellen Sonnen
unendlich viele Lichter

kein Wind geht durch die Bäume
vier Blatt noch welk

29 November 2012

Alt-J


Bufdi-Zeit, Umgehungsstraße bei BS, wie wir es in die Fahrtkladden Schreiben. DKultur im Golfradio. Eine Band, sagt er, die schon länger besteht, aber erst jetzt ihr Début-Album veröffentlicht hat. Merkwürdige Musik, bei der die Band aber doch jedes Mal einen Runden Titel anbiete. A Capella, Elektro, Rock, Sprechgesang – ein Song endet nie, wie er begonnen hat, nimmt immer eine unvorhergesehene Wendung. Man könne sie am besten als keine richtige Rockband beschreiben.Worte verebben, sie spielen den nächsten Titel.

tra la, la tra la, tra a la                | seltsamer A Capella-Einstieg
la, tra la, tra a la, la tra la           | wird vom Schlagzeug untermalt

in your snatch fits pleasure,         | hohe Stimme zerreißt Monotonie der Lautmalerei
broom-shaped pleasure                | Bass löst Stimme ab

Das Autoradio krächtzt vor Lautstärke: altes Fabrikat, schlechter Empfang.
Stift kritzelt, als das Auto steht, ins Notizheft:


Fitzpleasure ist vorbei, Alt-J hat das Radio verlassen, aber mein Ohr nicht. Die vier Kunst- und Literaturstudenten aus Leeds brennen sich mir in den Kopf, mit Texten aus verhackstückter Literatur und Filmen; zu Klängen, Klängen, Klängen, bei denen alle Schubladen zugleich aufspringen und verschlossen bleiben.
 


Leon, gib uns ein Δ
Alt-J – das ist ein Tastenkürzel. Die englische Mac-Tastatur erzeugt damit ein Delta. Für die Band zwar erkennungsmerkmal, doch nicht allzu bedeutend. Es könnte auch ein Kreis oder ein Viereck sein. Es ist ein Delta geworden. Ein Delta – das riecht nach Hipster-Szene: nein, ganz gewiss nicht, beruhigen Joe, Gwil, Gus und Thom. Es entstammt einem Songtext. Einem Wendepunkt-Songtext: Tessallate. Es steht in der naturwissenschaftlichen Sprache für Veränderung oder viel eher für Unterschied, für eine Differenz also. Möglich, immerhin hat sich der Name der Band zweimal geändert seit ihrer Gründung 2007 – aber man kann auch überinterpretieren. Anfangs war den vieren, so hört man, die Bedeutung des Deltas noch nicht bewusst gewesen. Kunststudenten.







Namensgebend: Tessallate

triangles are my favorite shape          | Dreiecke sind meine Lieblingsform
three points where two lines meet.      |
Drei Punkte, an denen sich jeweils zwei Linien treffen
toe to toe, back to back, let's go          | Zeh zu Zeh, Rücken zu Rücken, lass uns gehen
my love it's very late.                           | Liebling, es ist sehr spät
'til morning comes, let's tessellate.      | lass uns -------, bis der Morgen kommt

Lets tessallate zu übersetzen ist wenig hilfreich: tessellieren. Man könnte sagen, ein Mosaik anfertigen. Bausteine – zwei oder mehrere – so zusammensetzen, dass sie möglichst wenig Freiraum zwischen sich lassen.

Wenn sich zwei Menschen gleichzeitig am Rücken und an den Zehen berühren, beschreiben ihre angewinkelten Beine ein Dreieck. Das widerspricht der ursprünglichen Tessallate-Bedeutung, denn so verbleibt zwischen diese Menschen eben doch vergleichsweise viel Raum. Dieses Paradox braucht nicht weiter in seine einzelnen bedeutungsschwangeren Teile zerschnitten zu werden. Joes Text entstand, das entnehmen wir einem Interview, aus dem Gedenken an eine verflogene Beziehung.

Andere Interpretationen sehen Dreieckbeziehungen oder den geschlechtlichen Akt als Thema. Andere Interpretationen leiten sich von der zweiten Textzeile ab: You’re shark and i’m swimming – und sehen drei Menschen in einem Haifischbecken.

Bedeutungen stehen nicht fest. Wer sich ihr Album An Awesome Wave zur Hand nimmt und dadurch die Dialekt-Nuschel-Texte endlich wörtlich versteht, wird den Worten keinen klaren Sinn geben können. Und dann eben der Musik lauschen. Am liebsten laut. Am liebsten Live.
 

Alt-J live in Berlin
Als Vorband spielte Alt-J letztlich auf der Deutschland-Tour von Two Door Cinema Club, einer fleischgewordenen Discofox-Tanzstunde. Warum, das fragten die Menschen im Radio während eines Interviews, habe eine Band, die doch soeben mit dem bedeutendsten britischen Jury-Musikpreis, dem Mercury-Award, ausgestattet worden sei, die Tour nicht abgesagt? – Alt-J könne die Konzerte dann entspannter geben, lautete die Antwort. Immerhin seien sie dann nicht für die große Show zuständig.

In Berlin, im November, nahmen sie ihre Nebenrolle dann etwas zu ernst und spielten scheinbar nur für sich, Publikumskontakt zwischen den einzelnen Titeln blieb beinahe gänzlich aus. Genauso wie längere Blicke ins Publikum – dafür war der Sound, wie zu erwarten, großartig. Am Schluss, der viel zu früh mit Taro, dem nahezu einzigen Lied mit konkreter Textbedeutung, eintraf, hatten sie das Publikum überzeugt.

Als Einstieg ist das Album An Awesome Wave bei Soundcloud hörbar. Wer eine hochwertige Konzertaufnahme wünscht, wird auf Youtube fündig: Alt-J at Melkweg – eine Aufzeichnung aus Amsterdam.

Abschließend, als die Hauptband ihr Spektakel abfeierte und ich meine Cola trank, besorgte Gus, der Keyboarder, schlank, dunkles Haar, gestutzter Bart, seinen Jungs irgendeines der härteren Alkoholika. Kein Stift zur Hand, kein Notizbuch in der Hosentasche – aber ein Smartphone.

Mit Gus‘ bisher futuristischstem Autogramm schließe ich, nicht ohne anzukündigen: Alt-J spielt im Februar in Hamburg.


18 November 2012

BravoPapa Roll-In

Tag eins: BravoPapa bezieht ihr Winterquartier Spritzpuff. Als gute Gastgeber haben wir für sie aufgeräumt und die Heizung angemacht. Ihr Kunststoffkern wurde zuerst von aller Last befreit, die sich schrauben ließ.

Am nächsten Wochenende beginnt der Arbeitsgang des Strakens: 80er Schleifpapier wird in Verbindung mit Muskelkraft eine rissig-vergilbte Lackschicht tilgen.



 

12 November 2012

Abgeflogen

Zitat des Abends: "Wer ist denn auch so bescheuert und gewinnt einen Ziellandewettbewerb?"

11 November 2012

01 November 2012

intro

triangles are my favourite shaphe
three points where two lines meet

Vorband des Jahres: Alt-J
Album des Jahres: An Awesome Wave
Berlinauftritt im November

Symbolischer Beginn der triangulären Odyssee

27 Oktober 2012

400+ Regionalbahn

400+ Ringvorlesung
Weitblick akquiriert Geld und macht tolle Dinge.
Krassgroßer Hörsal, das kriegen Powis sonst nicht zu Gesicht.
Ringvorlesung: zuerst sind alle da. Jeder darf mal ran.  Reader am Schneiderberg. Sie ist Julia und leitet ein Tutorium. Drei Tutorien am Schneiderberg. Wir schreiben hier also eine Klausur. Wünscht uns eine schöne Vorlesung.
Klopfzeichen.
Ich nicht.
Ich schreibe. Wird wieder lauter.
Ja darf ich Sie bitten wieder konzentriert – Geschäftsführerschaft Überblick über die Geschichte der Politikwissenschaft.
Versuch etwa 1 – 1,5h
Neuorientierung – Wechsel
Es ist nicht so, dass wir unterstellen, dass sie nichts wissen – ja aber wahrscheinlich ist es doch so.
Reflexive Struktur, grundlegende – gemeinsam kollegiale Entwicklung an –
Weitergeben: Wissen ist ein aktiver Prozess – Mit drei Fragen verbunden
Erstens: warum wollen wir wissen
Zweitens: wie können wir das Wissen wissen
Drittens: was wollnwa damit?
Normative Reflexion.
Jetzt hört doch keiner mehr zu! Es ist halb Fünf. Am Mittwoch.
Oder auch die wissenschaftsethische Reflexionsform.
Das sind also drei – Nachbar hat abgelenkt – Faden verloren.
Der Stoff hat zwar nach wie vor die Form von Politikwissenschaft, aber – Wissenserzeugung mit eingelebt.
Oh Gott ist das alles schrecklich. Zitat. Bezug auf diese Vorlesung.
Zuerst die Frage: Warum Geschichte?
Wie können wir darüber was wissen.
Gebotene Kürze – anlass haben können – Streit um Selbstbezeichnung des Faches
Bestimmte spezifische Form des Wissens. Oder das was an Wissen –
Entstehen und bearbeitet werden.
Wenn wir jetzt also im ersten Schritt uns fragen: darüber verfügen
Drei – wieder drei – Sorten von Gründen.
Erstens sowohl Frage als auch Antwort. Aggregatzustände. Gesellschaft Bild.
Weil DAS Bild
Erzeugen. Setzt sich ab und als Bild von sich selber auf uns – Umweg Medienvertreter zurückgeschickt
Um ein Beispiel zu nennen, auf das ich später noch einmal zurückkommen werde
Ob wir uns diese Sorten oder ob uns – oder wir im 21. Jahrhundert leben.
Denationalisierungsprognose.
Auch normativen
Nicht mehr dieselben
Was ist denn die Voraussetzung?
Tiefe Spuren im Selbstverständnis. Auf eine solche Gesellschaft.
Schlicht nicht mehr | In dem Lichte ändern mag.
Bewusstsein für die interne Historik des Faches.
Über Untiefen vergessen was schiefgegangen ist.
Diese Veranstaltung vergibt dreijährig, alle drei Jahre.
Nämlich Theodor Eschenburg!
Wersn das? An einen renommierten Kollegen.
Prozesse der Selbstreflexion.
Also – Und nun geht es für das Fach nicht darum zu fragen. Oder die Struktur des Faches
Lange nach diesem Wissen nicht gesucht.
Wo ist der Reader?
Will nach Hause.
Zusammenhang von Politik und gutem, erfüllten, erfüllt angeeignetem Leben.
Auf die Frage zutrauen würde
Ist uns eine Dimension des politischen Denkens verloren gegangen.
Dann kommt diese Frage nach dem Guten Lebe vielleicht zurück.
Ja, und dann festhalten, einsperren, mästen, in den eigenen Darm stecken.
Guckt auf die Uhr.
Lauter Saal. Konzentrationsdauer.
Streit gibt. Nicht nur um des Kaisers Bart – Reflexion
Und nie nie dieses Wissen haben können.
Und mit all diesen Selbstbezeichnungen. Oder Antworten – und was der praktische Verwendungssinn
Was war für die Vorausgegangenen der Grund, das Unternehmen politische Wissenschaft zu nennen?
Machen sie doch mal den Versuch aufzustehen.
Fokus auf die Lehrmethode.
Das war jetztn guter Versuch. Toll analystisch.
Meine These: zu links – durften nicht Politik machen. Also politisch.
Seine: Umfassendere Sicht
„Andere politische Fokusseiten!“
Seins ist richtig. Kann mich noch nicht ernst nehmen.
Lösung: aktives Moment, politisches Tun und Handeln.
Politik mitgestalten wollen.
Ich unterstelle mal.
Hannah Arendt.
Weil für sie Politik vor allem das Handeln. Und vor allem in dem Sinne neuen Anfang setzen könnens. Eine hoffnungsvolle.
Optimistische – große Rolle gespielt hat.
Maßgeblich: kommt drauf an, wie es geschrieben wird.
Sie – die mit dem Brezeln – ist mir im Oktober maßgeblich.
Im Lichte welche Fragen können wir denn so etwas wie eine Geschichte der Politikwissenschaft – sonder m Bezug auf was wir uns – je nachdem sozusagen – hat angefangen.
Das ist vielleicht das sympathische an der Frage.
Kopf aus. Langeweile. Nachbar rechts umrundet ein Puzzleteilchen. Nachbar links lässt Bart wachsen. Vordere Reihe:  Viele Zeichner.
Mittag wieder Currywurst. Schon wieder Hunger. Immer Currywurst macht dick.
Braucht es Lehrstühle.
Nächste Woche gibt es hier mehr Leerstühle.

Regionalexpress.
Zwei Klack pro Sekunde, ratter, schrammel. Viererplatz nebenan: Dicker mit Musik. Hochschätzender Blick bei Blick aufs Smartphone.
Ohrhörer beschallen auch Umwelt.
Schlechte Musik.
Blaue Stunde.
Ein Klack pro Sekunde.
Dicker telefoniert: Um halb ungefähr zuhause. Telefonat beendet, reibt Smartphone am Hosenbein, weite Jeans, sauber.
Mann entgegen der Fahrtrichtung, schräg vor dem Dicken, versucht zu schlafen. Hebt die Augen.
Leise drei Klacks pro Sekunde, Poltern, Bodenzittern,
vier leise Klacks pro Sekunde.
Spiegelbild in der Scheibe.
Lautsprecheransage rauscht: Ausstieg rechts.
Dicker schreibt auf dem Smartphone oder spielt.
Halt.
Musik lauter.
Abfahrt.
Musik im Hintergrund.
Nebelwetter, von Pappeln durchbrochen am herangerückten Horizont.
Spiegelung von Wald blau im See.
Spiegelung von ICE-Trasse blau im See.

Heimwärts.