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Knapp zwei Jahre später stehen Daniela – Gesang und Gitarre, Göran
– Keyboard und Synthesizer, Antoine –
Schlagzeug, Adam – Gitarre und Phillip – Bass, mit einem neuen
Tonträger vor uns. Sie überzeugen mit ihrem ganz eigenen Stil und lassen live
kaum einen Zuhörer still stehen. Danielas einfühlsame Stimme, die aber auch ungeahnte
Kräfte freisetzen kann, verbindet sich mit Phillips pulsierendem Bass und lässt
zusammen mit Adams Gitarrenriffs – die können auch zickig sein, wenn ihnen die
Bühne nahezu alleine gehört – diese ganz eigene Dashwoods-Musik erklingen.
Im Mai habe ich mit Daniela und Adam ein Interview geführt,
das ich Euch hier in Auszügen nicht vorenthalten möchte.
Ihr habt die EP
Mirage veröffentlicht. Was ist darauf zu hören?
Adam: Auf der EP
sind drei Songs von uns. Das ist Le Grand
Final, Evaporate, wozu es auch
ein Video gibt bei Youtube und We Are Lost
In und dann wurden noch Evaporate
und We Are Lost In von zwei
befreundeten Elektro-Kapellen geremixt.
Habt Ihr schon einen
nächsten Tonträger geplant?
Daniela: Ich
würde sagen, wir arbeiten daran, aber wir wollen nicht zu viel verraten, was
wir als Nächstes veröffentlichen werden. Ihr könnt Euch auf den Jahresanfang
2013 freuen, da wird auf jeden Fall etwas Neues von uns kommen.
Das ist gut zu
wissen. Welchem Genre würdet Ihr selbst Eure Musik eigentlich zuordnen?
Adam: Wenn man es
in eine Schublade stecken würde, dann würde man es eher in die Pop-Schublade
stecken. Stilistiken, bei denen wir uns auch gerne inspirieren, sind Straighter
Rock, aber auch verträumte Sachen. Natürlich haben wir auch Synthesizer, dann dringen
natürlich auch ein paar elektronische Einflüsse in unsere Musik. Und mit all
den ganzen Einflüssen kommt dann unser Musikstil raus. Aber im Großen und
Ganzen ist es Indie-Pop.
Wenn Ihr das kurz
umreißen könntet: wovon handeln Eure Texte? Worüber singt Ihr?
Daniela:
Allgemein haben wir festgestellt, dass das Thema Romantik eine große Rolle in
den Texten spielt – also ich schreibe den Großteil der Texte, etwa 90 Prozent –
und es geht um Themen wie Sehnsucht, gefangen sein, neue Themen entdecken. Also
so eine Aufbruchsstimmung, in der wir, insbesondere ich, aber auch die anderen
in der Band, uns befinden. Und grade dadurch, dass ich die Texte schreibe,
drücke ich auch aus, wie ich mich grade fühle. Es sind schon teilweise
autobiografische Dinge, nicht komplett natürlich, man projiziert es ja immer
auf andere Personen. Aber ja: die Themen sind hauptsächlich Dinge, die mich
grade bewegen und die ich anderen mitteilen möchte.
Derzeit seid Ihr auf
Tour. Letztens konnte man Euch in Hannover zuhören. Vorrangig waren natürlich
junge Menschen bei diesem kostenlosen Konzert im GiG Linden anwesend. Der Saal
hat sich zwar ordentlich gefüllt, aber sonst spielt Ihr doch bestimmt vor mehr
Menschen. Was war bislang Euer größter Auftritt?
Daniela: Wir
haben letztes Jahr im Sommer in Frankreich gespielt. In Aix-en-Provence, das
ist in der Nähe von Marseille, da haben wir auf einem Stadtfest gespielt und
dort waren einfach unglaublich viele Menschen. Man konnte eine Allee
langgucken, wir standen auf der Bühne und da hat man schon so 2000 Leute
gesehen. Wie viele jetzt die Musik gehört haben, ist natürlich etwas anderes
aber es war auf jeden Fall sehr beeindruckend für uns. In Deutschland, würde
ich sagen, war das Dockville-Festival
in Hamburg auch sehr bewegend. Es war schon damals, als ich die Band gegründet
habe, mein Traum. Ich habe gesagt, ich würde gern mal auf dem Dockville spielen, und als sich das im
letzten Jahr ergeben hat, ist das schon ein bisschen der Höhepunkt der
Bandgeschichte gewesen. Bis jetzt zumindest. Das war ein wirklich toller
Auftritt.
Wo spielt Ihr als
nächstes?
Adam: Jetzt
stehen ein paar kleinere im Norden angesiedelte Festivals auf dem Plan. Jetzt
am Samstag ist es das Frotheim-Festival
in Osnabrück, später stehen dann regionalere Festivals bei uns in Bremen an,
wie das Oakfield-Festival, Haut den Lukas und natürlich die Breminale, auf der wir am Donnerstag
spielen. Daniela: Da könnt Ihr auch
gerne alle vorbeikommen. Das ist kostenlos. Da spielen wir auf der
Bremen-vier-Bühne im Zelt. Das ist immer eine ganz nette Sache. Das größte Festival
für uns dieses Jahr ist das Helene-Beach-Festival in Frankfurt an der Oder, das
ist ein Fünfzehntausender-Festival und dann sind wir gespannt, was diesen
Sommer noch so auf uns wartet.
Le Grand
Final beginnt mit Keyboard und Gitarre. Immer und immer wiederholen sich die gleichen
Akkorde und Riffs. Danielas Stimme bricht besonders kräftig dazwischen und
stellt ein paar Fragen, die sich durchs Lied ziehen:
Why don’t you stop to work all day?
Why don’t you stop to work all night?
Waste time to know yourself.
Dieses Lied ist wie
eine Aufforderung an uns Alle: Hör damit
auf, Dich tagein-tagaus mit so viel Arbeit zu beladen.
Oder eine
Feststellung: Du hast doch alles. Du
willst trotzdem immer mehr.
Oder eine Vermutung
über unsere Zukunft: Deshalb wirst Du deine
Selbstausbeutung auch niemals beenden.
Oder eine
Prophezeiung: Unter der Last wirst Du
zusammenbrechen – Dein großartiges Finale.
Burnout ist
ein nur zu aktuelles Thema, das da aufgegriffen wird. Der Song führt uns aber
nicht durch die Verpflichtungswirrungen einer Leistungsethik und macht auch
nicht die gesellschaftlichen Umstände für die eigene Überarbeitung
verantwortlich, sondern legt dem Einzelnen die Verantwortung für sich selbst
ans Herz. Ich rechne mit Einsprüchen: Ausbeutung der Arbeiterkaste ist in
kapitalistischen Systemen an der Tagesordnung und ein notwendiges Übel. Doch
ist das hier überhaupt noch Kapitalismus? Wer nur überleben will, braucht doch
grundsätzlich erst mal nichts zu tun als zu atmen, die Wohnung zu beziehen, die
der Staat für einen zahlt, das Geld auszugeben, das eine staatliche Institution
überweist. Es verhungern nur noch sehr wenige, weil sie nicht arbeiten oder
arbeiten können.
In Wahrheit
treiben wir uns selbst, weil wir alles Mögliche zu brauchen glauben: Haus,
Auto, Urlaub, Ferienhaus, Zweitwagen, Fernreisen. Wer die Reichtumsverteilung
auf unserem Planeten grob einordnen kann, wird ergänzen können: unsere Bedürfnisse
sind keineswegs echte Bedürfnisse, sondern eine Angewohnheit zum Konsum und zum
Besitz, die lediglich kulturell anerzogen ist und mit unserer natürlichen
Lebensweise nichts mehr zu tun hat. Neben der endlichen und gleichzeitig übermäßigen
Ausbeutung unseres Planeten haben wir auch zu verantworten, dass unsere Gier
für viele Menschen in anderen Teilen der Erde tödlich ist – oder für uns
selbst, wie The Dashwoods singen.
Laut Byung-Chul Han, dem deutschen Philosophen koreanischer Herkunft, dem Autor des Buchs Müdigkeitsgesellschaft, sind wir in einer neoliberalen Leistungsethik gefangen. Der Neoliberalismus ist eine besonders listige Wirtschaftsform. Wer fremdbestimmt für das Geld des Fabrikbesitzers arbeitet, erreicht eher seine Grenzen, wenn das Produktionsniveau angehoben wird, als derjenige, der sich freiwillig der Selbstausbeutung unterwirft, bis er zusammenbricht.
Wer sich
ohne Herrschaft, unter dem Zeichen der Freiheit – und daher so effizient – ausbeutet,
hat zumeist Versagensängste, denn wenn er pleitegeht, meint er, dafür
hauptsächlich selbst verantwortlich zu sein. Nebenbei wird der eigene Erfolg auf
dem Misserfolg des Anderen aufgebaut, was Konkurrenz fördert und die Bildung eines
Kollektivs, das sich gegen das vorherrschende System stellen könnte, erfolgreich
verhindert.
Wenn Du
grade festgestellt hast, dass Du eigentlich doch Zeit hat, findest Du The
Dashwoods auf Facebook, auf Youtube und ihrer Homepage, die mit besonderem
optischen – und unter dem Punkt Musik natürlich auch akustischem – Wohlgefallen
brilliert. Die EP Mirage ist bei Amazon und in ausgesuchten Elektrofachhändeln
käuflich zu erwerben.
Tut Euch den gefallen!
Tut Euch den gefallen!