Müde aufgewacht, eingespielter Vorbereitungsablauf rüstet
zwei Flugzeuge in fünf Minuten auf. Der Meteorloge hat seine
Optimismussonnenbrille nicht auf: Blauthermik. Warmluftadvektion. Hochkern
zieht weiter nach Weißrussland. Kleines Tief über Süddeutschland gewinnt an
Stärke. Wo gestern noch mittleres Steigen von 2,5 Metern zu erwarten war, verbleiben
jetzt noch 1,5 Meter pro Sekunde.
Jonas und ich stehen heute in Reihe zwölf, Timm eine
dahinter. Wir starten gemeinsam. Die Wilgas schleppen trotz der Temperatur von
28 Grad zuverlässig. Zuerst setzt in der Clubklasse Pulkbildung ein, dann in
der Standardklasse. Unsere Aufgabe ist ähnlich der gestrigen. Dreiecksform mit
erster Wende Burg bei Magdeburg – ab in den Süden. Die meiste Zeit schwitzen wir
in 800 Metern. Die Pulks sind eng, die Steigwerte – wie angekündigt – schlecht.
Ein Großteil des Funkverkehrs im Team besteht darin, Steigwerte
zu nennen, die zwar für sich genommen
gut, aber schon Vergangenheit sind, als sie vom Ohr des Anderen gehört werden.
Ohne Pulk und ohne Höhe stochern wir über den Wäldern durchs
Blaue und versuchen, eine passable Abflughöhe zu erfliegen. Als letzter fliegen
wir zusammen mit Bennet aus Celle ab und kommen zuerst relativ gut voran. Das
heißt: wir finden ein paar Bärte, bis Bennet vorausfliegt, als wir einen Gang
zurückschalten und im Thermikschnüffelmodus erst einen halben, dann einen, dann
zwei Meter aus 500 Meter Höhe ausgraben. Leider landet Bennet er kurz darauf außen.
Er würde nicht der erste sein, den wir am Boden sehen werden.
Als wir die Havel überfliegen, sehen wir mehrere Pulks an der A2. Direkt
nördlich der Autobahn liegen schon die nächsten – welcher Klasse die Flugzeuge
sind, können wir nicht ausmachen.
Flugplatz Burg rechts von uns, ein Pulk über uns, geringes
Steigen. Jonas ist tiefer und nimmt mit, was er kriegen kann. Timm und ich
verlagern nach Westen in Richtung Wende, die südlich der Autobahn liegt.
Grandioses Bild: auf dem Flugplatz Burg liegen etwa 20 Flugzeuge aus unserem
Wettbewerb. Einige kreisen. Der Pulk ist ortsfest. Überm Knast genau südlich
der Autobahn kreist er. Aus Versehen wende ich. Nun, in 400 Metern Höhe, ist es
an der Zeit, das Pulk anzusteuern und an seinem Saum meinen Platz zu finden. Timm
ist auch da. Jonas ist auch noch da. Wir kreisen uns einen Wolf. Auf dem Acker
vor der JVA liegen Zwei, weiter im Süden hat sich auch einer abgelegt. Das Team
spielt seine Stärke aus. Dauerfunkkontakt bringt uns wieder zusammen. Timm war
schon fast vor einer Außenlandung. In etwa 1000 Metern geht es weiter Richtung
zweite Wende. 30 Km/h Wind auf der Nase. Da müssen die Bärte stark sein, da
müssen die Bärte regelmäßig kommen.
Was kommt, ist ein Acker bei Drewitz. Das ist gleich bei
Dörmitz. In Dörmitz gibt es einen Laden, der kühl ist, vor dem viele Leute
sitzen, die tagsüber vergleichsweise wenigen Beschäftigungen nachgehen. Das Radler
ist sehr günstig, das Glas Würstchen brauchen wir jetzt auch. Die Stunde
Fußmarsch hat sich gelohnt.
Das alles passierte ziemlich schnell: Der Wald hier vor uns
wird jetzt gehen, der ist so dunkel – der Wald ging nicht; das ED-R muss jetzt
gehen – in der Tat, der Rand des ED-Rs Altengrabow hätte ziehen müssen. Timm
ist tief. Er biegt links in Richtung Norden ab. Die Sandkuhle muss ziehen. Aber
die Sandkuhle ist auch tot. Jonas meldet zwei Meter vom Schießgebiet, die aber
immer wieder weg sind. Wäre man nur 200 Meter höher gewesen, hätte man den Bart
sicher zentrieren können. Timm landet auf einem abgeernteten Getreidefeld
gleich bei der Sandkuhle. Im Endanflug gibt er mir noch ein paar Informationen über den
gewählten Acker. Der macht einen guten Eindruck: Straße am Ostende, Ortschaft
in der Nähe.
Fahrwerk fährt aus, Gegenanflug, Endteil – BravoDeltas
Hauptrad fügt sich schmatzend in die Treckerspur. Stroh ist zu kleinen Reihen
zusammengefurcht. Es gleitet am Rumpf entlang. IJK und Timm sausen an meiner
linken Seite vorbei. Eine Spannweite vor der Bundesstraße lege ich die Fläche
ab, schnalle mich los. Als ich aussteige, ist Jonas auch schon da. Er steht weit
hinter mir. Wir drei gehen nahtlos in unser tägliches Debriefing über und befinden
über unseren Flug:
100 Km Strecke nicht geschafft. 4 Stunden in der Luft gewesen.
Außengelandet. Aber mindestens 30 Flugzeuge hinter uns gelassen.
Morgen erwarten wir gegen Nachmittag von Südost Cumuli mit
hoher Basis. Zuvor wird es aber blau bleiben. Aber mit weniger Wind.
Mittlerweile steht fest: Kein einziger Pilot ist ohne
Motorkraft zurück zum Flugplatz gekommen. Wir haben keine 90 Kilometer
zusammengeflogen. Andere schnitten beim Ackerweitwurf besser ab. Weil
keine Geschwindigkeitswertung zustande kommt, sind die Punkteabstände aber
äußerst gering und wir verlieren nicht signifikant auf unsere Konkurrenz, was
in der Wertung nachzulesen ist.